Mit der Präsentation eures Abschlussprojekts beschäftigen wir uns in Teil 4 unserer Serie zur Abschlussprüfung für Fachinformatiker*innen in der Fachrichtung Systemintegration: Als Bindeglied zwischen der Dokumentation und dem Fachgespräch gehen wir bei Bedarf natürlich auch auf Synergieeffekte ein.

Das wichtigste gleich vorneweg: Euer Prüfungsausschuss (PA) weiß ganz genau, dass ihr Zeit und Gelegenheit hattet, diese Präsentation vorzubereiten und zu üben. Und weil wir das wissen, erwarten wir auch, dass ihr genau das getan habt. Daraus leitet sich einige Verantwortung für euch ab.
Einige absolute NoGos sind demnach:
• Rechtschreib- und Grammatikfehler in der Präsentation
• Wilde Folieninhalte, die offensichtlich nichts mit der Präsentation gemein haben
• „Ach hoppla, die Folie gibt’s ja auch noch, naja, sagte ich ja eben schon <klick>“-Momente
• „Ist das Bild jetzt gerade? Können Sie alles erkennen?“

Die Mehrzahl aller PA wird euch die Gestaltung dieses Teils der Abschlussprüfung überlassen – sie werden üblicherweise nicht mit euch interagieren, werden vielleicht sogar in eurer Dokumentation blättern, sich Notizen machen, wild auf ihren Notebooks rumhämmern – im schlimmsten Fall starren sie gar die gesamte Zeit über aus dem Fenster. Sie werden euren Blickkontakt vielleicht nicht erwidern, sie werden eure Fragen nicht beantworten und ganz sicher werden sie kein Gespräch mit euch initiieren – mit einer Ausnahme:
Für die Präsentation gibt es eine harte zeitliche Grenze von 15 Minuten – viele Ausschüsse werden mit euch vorher die konkret geplante Dauer der Präsentation abstimmen, hier solltet ihr also eine geplante Dauer <=15 Minuten parat haben – und an die wird euch der PA dann auch erinnern, wenn sich eine Überschreitung abzeichnet.
Die Logik dahinter ist simpel und hat wenig mit dem Interesse oder der Leistung eurer Präsentationsleistung zu tun: Dieser gesamte Prüfungteil – also Präsentation und Fachgespräch – sind limitiert auf exakt 30 Minuten. Länger darf der Ausschuss euch nicht prüfen. Die Zeit, die ihr in dieser halben Stunde in der Präsentation verbringt, reduziert entsprechend die Zeit für das Fachgespräch.
D.h. gen Ende der Präsentationszeit wird der PA nervös und entscheidet dann mehr oder weniger spontan, oft abhängig vom Verlauf der Präsentation und Klarheit über den weiteren Verlauf, über eine Intervention.
Ihr könnt das selbstverständlich verhindern. Abhängig von eurer Präsentationsfähigkeit könnt ihr vorher üben, üben, üben, was ihr zu den einzelnen Bestandteilen sagen möchtet. Ihr könnt dabei jeweils Zeiten stoppen – für den Gesamtverlauf und an zentralen Eckpunkten der Präsentation -, anschließend auswerten und anpassen, was ihr an gesprochenem Text unterbringt. Das könnt ihr so oft üben, wie ihr mögt und auch vor so vielen unterschiedlichen Menschen, wie es euch recht ist. Bis es sitzt.

Ihr werdet tendenziell etwas schneller in der echten Prüfungssituation sein, als in jeder Simulation zuvor. Je häufiger ihr geprobt habt, desto weniger erheblich ist dieser Unterschied. Auf 30 Sekunden kommt’s am Ende auch nicht wirklich an – wobei hier anzumerken ist, dass es besser 30 Sekunden zu wenig als zu viel sein sollten.
So im Schnitt etwa eine Minute vor Ablauf der vereinbarten Zeit oder den nicht näher abgestimmten 15 Minuten wird der PA bewerten müssen, wo im Verlauf eures Projekts ihr euch zu dem Zeitpunkt befindet. Und davon abhängig wird er entscheiden, ob er euch jetzt unterbricht oder sicher ist, dass ihr die Präsentation in den kommenden Sekunden abschließen werdet.
Plant in euren Simulationen also gerne auch eine solche Störung eurer Präsentation ein, lasst euch hin und wieder rüde unterbrechen und schaut, wie ihr damit dann am besten umgeht.
Es gibt verschiedene Techniken, nach dieser Unterbrechung fortzufahren, hier sei nur die am wenigsten geeignete extra genannt:
Fast Forward. Ihr beschleunigt einfach euer Redetempo, eure Klicks und damit euren Prsäentationsverlauf.
Auf diese Weise verliert ihr tendenziell immer mehr Punkte, als mit jeder anderen Art des Umgangs mit diesem Störfaktor.

Die Präsentation darf sich optisch gerne an eurer Dokumentation orientieren. Sogar ihr selbst dürft euch optisch an der Präsentation orientieren – allerdings gilt für Letzteres normalerweise: Weniger ist oft mehr. Die optische Beziehung zwischen der Dokumentation und der Präsentation verleiht der gesamten Prüfungssituation etwas sehr authentisches und ihr belegt damit auch eine persönliche Verbindung zu eurem Projekt. Das wird zwar nicht extra bewertet, unterbewusst beeinflusst es aber alle Bewertungskriterien.

Die Wahl der Medien ist, im Grunde, vollständig euch überlassen. Plusminus 15 Slides sind ebenso geeignet, viele Punkte zu holen, wie der gekonnte Wechsel zwischen einem Flipchart, einer Livedemo und einigen Erklärfolien. Beachtet hierbei lediglich: Einige der Bewertungskriterien beziehen sich sehr konkret auf die Annahme, dass ihr eine Bildschirmpräsentation zeigt und lassen sich auch nur bewerten, wenn es dann schlussendlich eine Bildschirmpräsentation ist. Das macht es, im Normalfall, nötig, die Inhalte im Medienwechsel auf zusätzlichen Begleitfolien aufzuzeigen – hängt hier aber sehr stark von der Vielfalt ab. Eine gelungende Präsentation ganz ohne Folien riskiert zumindest bei einigen PA und Prüfer*innen, trotz tadelloser Durchführung, schlecht bewertet zu werden, wenn diese ihre „Häkchen“ im Bewertungsbogen nicht machen können. Beachtet dazu auf jeden Fall auch die Bewertungskriterien im Leitfaden.

Darüber hinaus gelten natürlich die üblichen Zielgruppenansprachen – Das ist eine Projektpräsentation vor fachlich versierten und mit eurer Dokumentation vertrauten Menschen. Eure Zielgruppe ist damit relativ präzise eingegrenzt, und diese Grenze definiert wesentliche Teile eurer Design- und Animationsoptionen.

So, ich hoffe, hier finden sich ein oder zwei hilfreiche Hinweise für euch.
Wir wünschen euch viel Erfolg bei der Präsentation eures Projekts.

Wie üblich werden hier Dinge fehlen, andere Prüfer*innen werden andere Ansichten oder Tipps und Tricks haben und Projektdurchführende werden ganz andere Fragen haben, die hier nicht beantwortet wurden – diskutiert das gerne hier drunter oder auf unseren Social Media Kanälen mit uns: Facebook oder LinkedIn.

Ansonsten noch die Werbung in eigener Sache: Diese und sehr viel mehr Tipps aus dem Alltag von Prüfer*innen, konkrete Hinweise für die von euch geplante Präsentation könnt ihr auf brunobooking.de bestellen. Außerdem gibt’s dort auch spannende Kurse zum Projektmangement – wo wir sehr spezifisch auf die Anforderungen der Abschlussprüfung eingehen.

Im Verlauf der kommenden Wochen werden hier weitere Trivia veröffentlicht:
Teil 5: Das Fachgespräch
Teil 6: Nach der Prüfung: Einsichtnahme & Widerspruch

Rückblick:
Fabelwesen „Abschlussprüfung“ – Ein Überblick in sechs Akten
Teil 1: Der Projektantrag
Teil 2: Das Abschlussprojekt
Teil 3: Projektdurchführung und -dokumentation